Am Samstag, den 19. März 2016 konnte eine stattliche Anzahl wissensdurstiger Mitglieder von SwissAngus einen spannenden Fleischfachtag auf dem Betrieb Holzen Fleisch in Ennetbürgen im Kanton Nidwalden erleben. Bei wunderbarem Wetter und traumhaften Ausblicken erfuhren wir über die ersten Schritte von Stefan Mathis als Metzger, über die Entwicklung und die Philosophie von Holzen Fleisch, und die Überzeugung von der Rasse Angus.
Die Metzgerei wurde von Stefan Mathis und Beat Christen im Jahr 2003 gegründet. Drei Jahre später, mit einer neuen Philosophie «natürlich nur das Beste», entwickelte sich die Metzgerei zur Firma Holzen Fleisch GmbH, in der Stefan Mathis der gelernte Metzger, gleich Geschäftsführer und Hauptinhaber ist.
Auf der Suche nach guter Rindfleischqualität, mit ähnlichen Merkmalen wie Dammhirschfleisch, stiess Stefan Mathis auf die Rasse Angus. Mit der richtigen Genetik Auswahl und einem eigenen Zuchtprogramm werden auf 15-18 Angus Mutterkuhbetrieben die optimalen Angus-Ochsen und –Rinder produziert. Mit 10 Monaten werden die Remonten von Holzen Fleisch übernommen und kommen auf einen Ausmastbetrieb. Dort bleiben sie, bis sie die richtige Fleischigkeit und Fettabdeckung erreicht haben.
Holzen Fleisch beschäftigt ca. 20 Mitarbeiter. Neben Angus werden auch noch Dammhirsche, Wollschweine und Kälber vermarktet. Die Firma verarbeitet 130-140 Tonnen Schlachtkörper jährlich, das entspricht ca. 1200 Tieren, wobei die Nachfrage noch grösser wäre. Das Fleisch wird vor allem über die Gourmet Gastronomie, und Direktvermarktung abgesetzt.
Anhand einer Gruppe Schlachttiere, deren Geschichte, Daten und Genetik genau dokumentiert war, zeigte uns Stefan die Unterschiede am lebenden Tier. Danach konnten wir die gleichen Tiere am Haken taxieren und auch deren Fleischqualität beurteilen.
Beim Mittagessen, natürlich mit feinen Angusbeef vom Grill, sassen wir gemütlich zusammen und es wurde rege diskutiert über das bereits Gelernte. Am Nachmittag durften wir zuschauen, wie Stefan und sein Mitarbeiter Christoph mit Profi-Handgriffen zwei dieser Vorderviertel zerlegten und auswogen.
Stefan erzählte uns über seinen Weg zum Beruf als Metzger, den er nicht von am Anfang an mit grosser Begeisterung angenommen hat. Als passionierter Bauernsohn wurde er fast gezwungen Metzger zu lernen, weil sein elterlicher Hof zu klein war. „Die nächste Lehrstelle war in der Metzgerei, das war der kürzeste Weg von zu Hause weg“ - sagt er. Dank einem Schlüsselerlebnis mit einer 12-Jährigen Kuh des Vaters, die er metzgen sollte, hat er den Sinn von seinem Beruf gesehen. Fleisch essen auf jeden Fall, wichtig ist aber, dass die Tiere bis zum Tod ein gutes Leben haben. Dazu sollen sie beim Verladen und Transport zum Schlachthof möglichst wenig mit Stress konfrontiert werden. Dies hat einen gewaltigen Einfluss auf die Fleischqualität.
Was versteht man unter Qualität?
„Die Qualität gibt an, in welchem Masse ein Produkt den bestehenden Anforderungen entspricht.“ Stefan Mathis sagt: „Ein Gourmetkoch versteht unter Qualität etwas anders als ein Direktvermarkter“. Es wird unterschiedlich über Fettinhalt, Aroma, Farbe, Marmorierung, oder Schnitt beurteilt.
Die Fettabdeckung ist sehr wichtig für die Zartheit und das Wasserbindevermögen. Dazu ist es Aroma- und Geschmackträger. „Gut marmoriertes Fleisch kann man bei der Zubereitung fast nicht kaputt machen“- sagt Stefan. Es gibt drei Sorten von Fett: oberflächliches, intramuskuläres (Marmorierung), und intermuskuläres. Wobei das Letzte nicht sehr erwünscht ist, im Gegensatz zu intramuskulärem Fett, das für eine top Fleischqualität spricht.
Beim Zerlegen der Vorderviertel konnten wir den Unterschied zwischen Rinder und Ochsen sehen. Wirtschaftlich gesehen sind Ochsen wertvoller. Die Schlachtkörper enthalten weniger oberflächiges Fett, und haben prozentual mehr Fleisch. Weibliche Tiere haben im Gegensatz zu Ochsen eine schlechtere Fleischausbeute, dafür die bessere Fleischqualität.
Am Schluss der Tagung bedankte sich Urban Dörig im Namen aller Teilnehmer ganz herzlich beim Referenten und Gastgeber für seine Bemühungen und überreichte ihm ein kleines Präsent.
SwissAngus Vorstand
Ania Soller